Dienstag, 21. Februar 2012



Ein paar Gedanken zum Bedingungslosen Grundeinkommen.

Ich lese in letzter Zeit in diversen Medien immer wieder Artikel zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) oder auch "Bürgergeld", wie es unter anderem in der Schweiz genannt wird.

Recherchen im Internet zeigen schnell sehr deutlich, dass das kein neues Thema ist, das aber in den letzten 10 Jahren immer häufiger angedacht und diskutiert wird.

Dennoch fällt mir immer wieder auf – im Gespräch vis-a-vis wie auch in neuen Medien – dass viele Menschen noch gar nichts davon gehört haben oder sich nie die Mühe gemacht haben, sich näher damit auseinander zu setzen.

Daher hier meine Meinung dazu. Ich bin kein Ökonom, kein Soziologe und kein Politikwissenschaftler. Ich sehe mich gerne als interessierten Demokraten, wahrscheinlich bin ich aber nur ein Phantast mit Visionen.
Alle hier gemachten Aussagen sind rein subjektiv aus meinem Empfinden heraus und beziehen sich auf Vorschläge, Ideen, Fragen, Argumente und Gegenargumente, die ich gehört oder gelesen habe. Am Ende des Posts findet ihr ein paar Links zum Thema, die zum Teil wiederum weitere themenbezogene Seiten verlinken.
Einzelne Aussagen habe ich mit Zahlen versehen, die weiter unten zu Quellen verlinkt sind.

So wie ich die Idee hinter dem Bedingungslosen Grundeinkommen verstehe, geht es dabei in erster Linie darum, jedem Menschen die Existenzsicherung und damit ein menschenwürdiges Dasein zu gewähren. Ohne Bedingung. Egal was, wie viel, wie gut und ob er überhaupt arbeitet.
Damit soll die Kluft zwischen Arm und Reich verringert werden, was einerseits an historischen Beispielen belegt einen starken Motor für das Wachstum der Wirtschaft bedeuten würde. 1) Andererseits würden soziale Abgrenzungen schwächer werden, die Chancengleichheit in Bildung, Beruf und Gesellschaft verbessert werden. Menschen, die einer nicht bezahlten, aber wichtigen Aufgabe nachgehen (wie zum Beispiel dem Pflegen bettlägeriger Verwandter oder Nachbarn) wären versorgt, ohne Anträge stellen, Bedürftigkeit nachweisen und die eigene Motivation in Frage stellen lassen zu müssen.

Existenzsicherung heißt hier, jeder Mensch, egal welchen Alters, bekommt eine bestimmte Menge Geld (zum Beispiel 1000 Euro für Erwachsene und 500 Euro für Kinder) im Monat, die ausreicht, seine existentiellen Bedürfnisse zu stillen. Also Wohnraum, Nahrung, Kleidung, Energie, Telefon, Internet und wichtige Versicherungen.
Mehr nicht.
Alles, was darüber hinaus geht, wie ein extravaganter Lebensstil, neues Mobiliar, ein Auto, Urlaubsreisen etc. gilt als Luxus und muss so wie bisher selbst erarbeitet werden.

Kritiker werfen hier ein, dass viele Menschen sich damit begnügen werden, und keiner Arbeit mehr nachgehen wollen werden.
Meiner Ansicht nach werden das nur wenige sein, aber ja: die wird es geben. Und jeder von ihnen macht aufgrund seiner Genügsamkeit einen Arbeitsplatz frei, den ein anderer gerne übernehmen wird, um sich den ein oder anderen Luxus im Leben leisten zu können.

Die Arbeit wird dadurch degradiert, von der existenziell notwendigen zur luxus- oder konsumgewährenden Tätigkeit, wird argumentiert.
Ich bin der Ansicht, dass sie erhoben wird, zur Erfüllung höherer Ziele als nur dessen des nackten Überlebens.
Denn dadurch, dass niemand mehr in der belastenden Notwendigkeit steht, sich und seine Familie zu ernähren, da die Miete gezahlt und der Kühlschrank gefüllt ist, kann ein jeder Mensch sich eine Arbeit suchen, die ihm liegt. Nicht allein am gesellschaftlichen Status und dem zu erwartenden Profit orientiert, sondern der persönlichen Erfüllung dienend kann der Job gewählt und bei Bedarf auch ohne große Sorgen gewechselt werden.
Wer bisher zur Wahrung seines Lebensstandards und zur Einhaltung seiner finanziellen Verpflichtungen einen Netto-Stundenlohn von mindestens 10 Euro benötigte, käme jetzt netto mit 5 oder 6 Euro aus und hätte damit unterm Strich sogar mehr zur Verfügung als bisher oder die Möglichkeit, eine kürzere Wochenarbeitszeit zu wählen.
Firmen sind auf der Suche nach Arbeitnehmern angehalten, ein angenehmes Betriebsklima, Mitbestimmung und weitere "Soft-Benefits" zu bieten, um freie Stellen mit Menschen zu besetzen, die den Job wollen, weil sie ihn gerne machen und nicht, weil er gut bezahlt ist.
Unangenehme Tätigkeiten hingegen müssten entweder automatisiert oder – falls das nicht möglich ist – besser bezahlt werden, um einen größeren Anreiz zu schaffen.

Allein diese Vision ist es meiner Ansicht nach Wert, das BGE als Option für eine bessere Gesellschaft in Betracht zu ziehen:
Das Ansehen eines Menschen ergibt sich aus dem, was er denkt, sagt und tut. Nicht daraus, wie viel er verdient und mit wie viel Pomp und Protz er sich präsentiert.

Da soziale Transferleistungen wie ALG1 und 2, Kindergeld, BAFöG, Wohngeld etc. wegfallen, mit der Zeit aber auch die Rentenzahlungen geringer werden, verringert sich a) der bürokratische Aufwand massiv, b) wird aber auch eine Abgrenzung von ALG-Empfängern (Arbeitslosen-Stigma) 2) unmöglich gemacht. Das fehlende feste Einkommen, das es Obdachlosen häufig unmöglich macht, an eine Wohnung zu kommen, was wiederum verhindert, dass sie sich um eine Stelle bewerben können, gehört dann der Vergangenheit an. Auch Gestürzte könnten, sobald sie sich dazu entschlossen haben, jederzeit wieder aufstehen und von vorne beginnen. Des weiteren wird c) die ARGE vom Beschäftigungs- und Verwaltungsbetrieb für Arbeitslose wieder zu einem echten Arbeitsamt, an das sich Arbeitsuchende wenden können, um der Wirtschaft ihre Produktionskraft zur Verfügung zu stellen, ohne sich dabei wie Bittsteller fühlen zu müssen, da sie ihr Grundeinkommen ja bedingungslos erhalten. Da somit Beschäftigungstherapien zur Schönung der statistischen Zahlen nicht mehr notwendig wären, könnte auch ein viel höherer Standard in der Fort- und Weiterbildung dieser Arbeitsuchenden geschaffen und gehalten werden. Bildungspausen wären leichter zu realisieren, da nur der Zuverdienst, nicht aber das BGE wegfallen würde.

Die wichtigste und am häufigsten gestellte (und in den seltensten Fällen befriedigend beantwortete) Frage ist: „Wo kommt das Geld her?“ oder „Wer soll das bezahlen?“

Dazu gibt es verschiedene Ansätze.
Vorneweg will ich aber nochmal darauf hinweisen, dass das BGE zur täglichen Existenzsicherung gedacht ist und diese im Schnitt nicht deutlich überschreiten sollte. Daraus ergibt sich automatisch, dass dieses Geld jeden Monat wieder komplett in die Wirtschaft zurück fließt, weil es verwendet wird, um Waren und Dienstleistungen zu bezahlen, auf die nicht verzichtet werden kann.

In der Schweiz zum Beispiel nimmt man an, durch ein Anheben des Mehrwertsteuersatzes einen Großteil der Kosten decken zu können. 3) Bedenkt man, dass die Schweiz derzeit einen MwSt-Satz von 8% hat, kann man von bundesdeutscher Sicht aus zugeben, dass da noch ein gewisser Spielraum besteht, der in der BRD deutlich geringer ausfällt.

Ein weiterer Ansatz versucht die Kosten über eine Luxus- bzw. Konsumsteuer zu decken.
Im Großen und Ganzen ist die Idee der Luxussteuer, dass Luxusgüter, wie Kfz ab einer bestimmten Größe, Tabakwaren, Elektronik und andere Waren, die nicht zur Wahrung der Existenz notwendig sind, mit einer hohen Steuer belegt werden. Der Erlös dieser Steuereinnahmen soll voll in die Finanzierung des BGE fließen. Ein ähnliches Modell gibt es in Dänemark bereits seit Jahrzehnten. Es wird dort unter anderem zur Sicherung der Sozialleistungen des Staates verwendet. Der Luxussteuersatz beträgt bis zu 180%. 4)

Die Konsumsteuer ist eine Mehrwertsteuer von 100% auf den Nettopreis jeder Wahre oder Dienstleistung. Götz Werner 5), der dieses Konzept ausgearbeitet hat und vertritt, rechnet vor, dass der Endpreis der Waren sich dadurch nicht verändern würde, wenn im Gegenzug Lohnnebenkosten, Einkommenssteuer und alle anderen Steuern wegfallen, die derzeit in Deutschland 50% des Warenverkaufspreises ausmachen. 6)

Andere Befürworter des BGE halten es für möglich, die Kosten des BGE durch eine Neuregelung der Einkommenssteuer zu decken. Davon ausgehend, dass Arbeitnehmer mit einem deutlich geringeren Nettolohn auskommen können, wenn sie „nur“ die Finanzierung ihres Luxusanspruches erwirtschaften müssen, ist eine Erhöhung der Einkommenssteuersätze ohne weiteres möglich.
Das Konzept von Thomas Straubhaar (HWWI) und Dieter Althaus (CDU Thüringen), weist hier jedoch (meiner Ansicht nach) deutliche Mängel auf. Zum Einen ist das „bedingungslose solidarische Bürgergeld“ 7) nicht bedingungslos, da es am Einkommen bemessen unterschiedlich hoch ausfallen soll, zum Anderen ist es nicht solidarisch, da Besserverdienende (über 1600 Euro im Monat) sich nur mit einem Einkommenssteuersatz von 25% an der Finanzierung des BGE und anderer Staatsausgaben beteiligen sollen, während Geringverdiener (bis 1600 Euro im Monat) mit 50% EkSt belastet werden sollen. Zumal das solidarische Bürgergeld lediglich 600 Euro für Erwachsene und 300 Euro für Kinder zuzüglich 200 Euro Sozial- und Krankenversicherungsbeitrag betragen soll. Diese Sätze liegen unter den aktuellen HartzIV-Sätzen und sind somit nicht in der Lage, eine menschenwürdige Existenz zu garantieren.
Die Idee dahinter ist, weiterhin einen Anreiz zu bieten, hochdotierte Stellen anzunehmen und Leistung zu zeigen. Die Abhängigkeit vom Arbeitgeber würde nicht gemindert, sondern erhöht, die Kluft zwischen Arm und Reich würde nicht geringer, sondern größer, was die grundsätzliche Idee hinter dem BGE also ad absurdum führt.

Was mir persönlich immer wieder auffällt, ist das Fehlen sinnvoller Konzepte zu Renten und Kranken- und Sozialversicherungen.
Nach dem thüringischen CDU-Konzept sollen diese Leistungen nach und nach vollständig privatisiert werden, was dem Sinn und Zweck der Existenzsicherung des BGE meines Erachtens deutlich widerspricht.
Ich halte es eher für sinnvoll, eine Grundabsicherung für alle Bürger auf Basis des derzeitigen Standards der gesetzlichen Kassen verpflichtend einzuführen.
Somit würden die Besser- und Hochverdiener sich ihrer solidarischen Verpflichtung dem Volk ihres Landes gegenüber nicht mehr entziehen können, wie sie es derzeit über die PKV-Anbieter tun. Eine Verbesserung der medizinischen Absicherung könnte auch dann noch immer über private Gesellschaften möglich und jedem Menschen mit diesem Bedürfnis an Sicherheit zugänglich gemacht werden.

Ich halte einen allgemeinen EkSt-Satz von 60% für alle Bezüge aus selbständiger wie nichtselbständiger Arbeit aller deutschen Bürger für durchführbar. Ein Drittel davon (also 20% des Bruttoeinkommens) sollte in einen Sozialversicherungs-“Topf“ fließen, um einen vertretbaren Standard an Kranken- und Pflegeversicherungsleistungen zu gewährleisten (derzeit liegt der Satz bei 16,4% des Bruttoeinkommens, wird jedoch nur von gesetzlich Versicherten gezahlt!), während die übrigen zwei Drittel (also 40% des Bruttoeinkommens) zusammen mit einer Luxussteuer zur Finanzierung des BGE aufgewendet werden.


Weitere Gelder kommen aus den Einsparungen im bürokratischen Apparat durch Wegfallen von Genehmigungs- und Beurteilungsverfahren bei ALG1, ALG2, BAFöG, Wohngeld, Kindergeld, 400-Euro-Jobs etc.
Der Hauptteil der Finanzierung jedoch kommt aus dem Wegfall eben dieser Leistungen, die einen beträchtlichen Anteil an den aktuellen Ausgaben des deutschen Staates haben.

Die Bearbeitung von Steuererklärungen wird für Steuerzahler und Finanzamt einfacher, weil es keine unterschiedlichen Steuerklassen, keine Freibeträge, keine Ausnahmen und damit keine (legalen) Schlupflöcher mehr gibt.

Eine Luxussteuer (in Verbindung mit einer Einkommenssteuer) kann zum Beispiel so aussehen, dass die MwSt allgemein auf 35% angehoben und für Waren und Dienstleistungen des existentiellen Bedarfs (Miete, Lebensmittel, Kleidung, ÖPNV, Zeitungen, Telefon, Internet u.ä.) auf 15% gesenkt wird.

Um die Einkommensverhältnisse von Selbständigen und Freischaffenden beurteilen zu können, könnte jeder Selbständige sich selbst (ähnlich wie bisher bereits bei Einzel-GmbHs üblich) als Geschäftsführer seiner Firma einstellen und sich monatlich per Privatentnahme ein – gerne wechselndes – Gehalt zahlen und versteuern. Alle nicht entnommenen Überschüsse würden als Rücklagen verbucht und – ähnlich wie bisher – ab einer bestimmten Höhe mit einer Gewerbesteuer belegt werden.
Durch die deutliche Vereinfachung des Lohnsteuergesetzes jedoch wäre das ein geringer Aufwand, der zusammen mit der monatlichen oder quartalsweisen Umsatzsteuervorabrechnung erledigt werden kann.
Dadurch, dass die sogenannten „Lohnnebenkosten“ - also zum Beispiel der Arbeitgeberanteil an den Kranken- und Sozialversicherungsbeiträgen wegfällt, könnte eine höhere Gewerbesteuer gerechtfertigt werden. Da dies aber eine kommunale Steuer ist, würde sie den Regionen vor Ort zu Gute kommen und nicht zur Finanzierung des BGE herangezogen werden können.

Ob die von mir genannten Einsparungen und Einnahmen ausreichen, um ein BGE von 1000 Euro pro Person (500 Euro für Kinder) zu finanzieren, kann ich nicht sagen, da mir Daten und Möglichkeiten zur Berechnung fehlen.
Götz Werner legt Berechnungen vor, aus denen ersichtlich sein soll, dass sein Modell finanzierbar ist. Ich kann das nicht nachrechnen und nicht beurteilen. Auch bei Werner fehlt mir eine staatlich garantierte Kranken- und Sozialversicherung. Errungenschaften, auf die ein modernes Deutschland, das mittels des BGE den Versuch wagt, mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen, meiner Ansicht nach nicht verzichten darf.

Ich denke, es ist möglich, ein BGE auf diese oder eine ähnliche Art und Weise zu installieren.
Wichtig ist dabei vor Allem, dass der Grundgedanke nicht aus den Augen verloren wird: Die Kluft zwischen Arm und Reich soll verringert werden, die Wirtschaft soll durch motivierte und qualifizierte Arbeitnehmer und durch zahlungsfähige, bewusste Konsumenten gestärkt werden.

Dennoch müssen noch viele weitere Punkte bedacht und in ein solches Konzept eingebaut werden.
Wie zum Beispiel die Unpfändbarkeit des BGE, aus der sich natürlich auch ergibt, dass das BGE nicht als Sicherheit für Kredite angegeben werden darf.
Außerdem sollte ein Mindestlohn der Gefahr der Ausbeutung entgegenwirken. Aufgrund der höheren Belastung durch die Einkommenssteuer sollte dieser (brutto) nicht viel niedriger angesetzt werden, als ohne BGE.
Die staatliche Rente sollte nicht abgeschafft werden, die Rentenkassen könnten jedoch durch das BGE stark entlastet werden.
Das Kündigungsgesetz sollte in keine Richtung aufgeweicht werden. Auch ein Arbeitnehmer, der einer Tätigkeit nachgeht, um sich den Luxus einer Hausfinanzierung leisten zu können, braucht seinen Job. Gerade wenn es am Arbeitsmarkt schwierig wird, Bewerber um eine Stelle mit unangenehmer Tätigkeit zu finden, braucht ein Arbeitgeber die Einhaltung von Fristen, um vakant werdende Positionen neu zu besetzen.
Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle sollte ebenfalls bleiben wie sie ist. Nur mit dem Unterschied, dass nach einem Jahr Krankengeldbezug kein ALG1, sondern eben nur noch das BGE (evtl. zuzüglich zusätzlicher Pflegeleistungen) ausgezahlt wird.

Du hast Ideen dazu? Erzähl mir davon.
Du hast Fragen? Stelle sie bitte in den Kommentaren. Ich gehe gerne darauf ein.
Von mir genannte Fakten sind falsch? Berichtige sie bitte, wenn möglich mit Quelle. Ich lasse mich gerne belehren.
Du bist anderer Meinung? Erläutere sie mir bitte. Ich bin gerne zu konstruktiven Diskussionen bereit.
Du bist meiner Meinung? Das lese ich auch gerne! :-)

Bitte bleibe beim Thema, bleibe sachlich und halte dich an übliche Höflichkeitsformen.

>ped

Interessante Links zum Thema:

Quellen:




Donnerstag, 1. Dezember 2011

Weihnachten wird noch ein Wenig kälter

Kennt ihr schon den neuen Werbeclaim von MediaMarkt?
"WEIHNACHTEN wird unterm Baum ENTSCHIEDEN".

Da wird es offenbar: Jahrzehntelang haben wir uns der stupiden und – zugegebenermaßen – kindlichen Illusion hingegeben, bei Weihnachten ginge es lediglich um überteuerte Süßigkeiten, ausschweifenden Glühweinrausch, unerträglichen Kitsch und maßlose Völlerei. Mal abgesehen von der liebgewonnenen Tradition, unter dem Deckmantel einander eine Freude zu bereiten, die Wirtschaft – insbesondere den Einzelhandel – anzukurbeln.

Zum Glück kann das der große deutsche Elektrodiscounter jetzt berichtigen.
Bei Weihnachten handelt es sich tatsächlich um einen Wettstreit.
Es geht – wie auch im Sport – ausschließlich darum, zu gewinnen. Und gewinnen wird der, der das "geilste" oder zumindest das "teuerste" Geschenk auf den Gabentisch – Pardon – unter den Baum legt. Alle anderen werden dann verloren haben.

Ein wichtiges Zeitdokument sind sie, diese Plakate, die uns an allen Ecken ihre Botschaft aufdrängen. Ich bin mir sicher, diese weitere Phase in der Entwicklung der Weihnachtskatastrophe wird auch ihre Auswirkungen auf die Depressions-Statistik des diesjährigen und der nächstjährigen Feste haben. Wenn sich zu den einsamen Menschen, die an diesen drei Tagen noch weniger soziale Kontakte haben als im Rest vom Jahr, die geschmähten „Looser“ der Weihnachts-Entscheidung gesellen, die sich verzweifelt fragen, was sie falsch gemacht haben und ob sie überhaupt noch würdig sind, die gleiche Luft zu atmen wie die „Gewinner“.

Es gibt Tage, an denen ich die Welt, in der wir leben, wirklich verabscheue. Oder, wie Hagen Rether sagen würde: "Ich werde dann immer so müde."

Frohe Weihnachten!

>ped

Samstag, 26. Februar 2011

Erderwärmung

Ich bin kein Wissenschaftler, und ich habe das Kyoto-Protokoll nicht gelesen. Ich habe auch nicht selber nachgemessen, um wie viel sich die globale Temperatur in den letzten Jahren verändert hat. Oder um wie viel die Pole abgetaut sind.
Ich bediene mich der Mittel, die mir zur Verfügung stehen und die ich verstehe.

Ich habe „Eine unbequeme Wahrheit“ von und mit Al Gore gesehen. Und den Antwortfilm „Der große 'globale Erwärmung' Schwindel“.
Und hinterher konnte ich immer noch nicht nachmessen, wem ich jetzt glauben soll.
Weil keiner der beiden Filme die Wahrheit erzählen kann, ohne dass der andere lügt, lügt also mindestens einer.

Also hab ich einfach mal vorausgesetzt, dass alles, was Al Gore in seinem Film (der mehr der Mitschnitt einer Diashow ist) sagt, wahr ist. Hundertprozentig die volle Wahrheit!
Die Beweisfotos sind alle zu vergleichbaren Jahreszeiten entstanden, obwohl er es all zu oft vergisst, zu erwähnen. Seine Verlaufsdiagramme wechseln nicht auf ¾ der Strecke den Maßstab, ohne dass das erwähnt wird, und alle seine Quellen sind korrekt recherchiert. Und CO2 ist Schuld an der Erwärmung!
Seine Widersacher um Martin Durkin sind bloß sauer, weil ihre Forschungsergebnisse nicht die gewünschte Beachtung fanden oder haben einen anderen Grund zu querulieren. Und Sonnenflecken sind Mumpitz!

Das heißt, wir stehen hier in Europa am Rande einer neuen Eiszeit. Nicht in Hundert Jahren oder in Tausend. Nein, jetzt! Durch die höheren Temperaturen beginnt das Packeis um Grönland zu schmelzen, was auf eine komplizierte, aber wissenschaftlich bewiesene und von Al Gore genau beschriebene Art und Weise dazu führen wird, dass das Eis auf Grönland am Stück in den Atlantik rutschen wird. Dadurch würde der Golfstrom unterbrochen (was vor 20.000 Jahren schon mal passierte und so die letzte Eiszeit in Europa auslöste) und wir versinken mal wieder im Schnee. Aber diesmal richtig.

Wenn man sich dazu Al Gores Temperaturhistorie der letzten 20.000 Jahre anschaut, muss man feststellen, dass die heutige Erwärmung die höchste historische Schwankung um mehr als das Dreifache überragt! Also ist es eigentlich ein Wunder, dass noch nix passiert ist, die Katastrophe noch auf sich warten lässt. Eigentlich kann es jeden Tag los gehen.

Angenommen, wir, die wir das jetzt wissen, könnten schaffen, was Al Gore seit 15 oder 20 Jahren versucht: Angenommen, es würde uns gelingen, trotz aller Sprach- und Kulturbarrieren, vorbei an allen politischen Schranken die gesamte Menschheit davon zu überzeugen, ab morgen kein CO2 mehr zu produzieren. Natürlich abgesehen von dem, was beim Atmen entsteht.
Angenommen, wir erreichen von heute auf morgen alle 6 Milliarden Menschen. Und überzeugen sie alle. Auch die ungebildeten, die (98%!) Analphabeten, die, die noch nie von CO2 gehört haben, auch die, die durch das schließen der Fabriken und Kraftwerke keine Arbeit mehr haben, die durch das Stehenlassen ihrer Autos, Traktoren, Flugzeuge ab übermorgen nichts mehr zu essen hätten.
Wenn ab morgen kein überflüssiges CO2 mehr produziert würde, würde sich dadurch irgendwas ändern? Oder ist es viel mehr so, dass die Menge CO2, die wir seit Beginn des Industriezeitalters bis heute in die Luft geblasen haben auch nächstes und übernächstes Jahr noch ihre verheerende Wirkung auf die Welttemperatur auswirken werden?

Mal ganz abgesehen davon, dass uns das nicht gelingen wird...
...warum diskutieren unsere (europäischen) Politiker mit der ganzen Welt über Nachkommastellen des CO2 Ausstoßes, anstatt in fieberhafter Eile eine Infrastruktur aufzubauen, die auch unter 3m Schnee vergraben noch funktioniert. Oder ist Stuttgart21 eigentlich eine Überwinterungsanlage?

Zumindest wäre es mal an der Zeit, sich mit den Regierungen einiger zentralafrikanischer Staaten anzufreunden. Es kann ja nicht mehr lange dauern bis wir (Deutsche, Franzosen, Niederländer, Polen etc.) dort um meteorologisches Asyl bitten müssen.

Oder glauben diese Menschen gar nicht ernsthaft an Al Gores Theorien? Benutzen sie die große Popularität des Themas nur um heiße Luft zu produzieren, damit weniger Zeit bleibt, sich um die tatsächlichen Probleme unserer Heimatländer zu kümmern?

Wir werden es nicht herausfinden. Aber wir können Augen und Ohren offen halten, selber mal mitdenken und hier und da mal ne kritische Frage stellen.
Und warme Socken stricken.

>ped

Freitag, 25. Februar 2011

Stehpisser

Was geht eigentlich in den Köpfen diverser Männer vor? Ich meine, ich bin ja selber ein Kerl, aber ein paar Eigenarten der Angehörigen meines Geschlechts kann ich bis heute nicht nachvollziehen.
So ist mir zwar klar, um wieviel schneller das Pinkeln im Stehen geht, es ist mir aber auch klar, dass durch den Knick, den die Harnröhre macht, das vollständige Entleeren im Stehen schwerer ist, als im Sitzen. Also eigentlich keine kluge Entscheidung. Und warum muss man fürs Stehpissen unbedingt eine Sitzschüssel verwenden? Selbst dann, wenn Pissoirs vorhanden sind?
Kein Witz (die männlichen Leser werden's eh wissen): Auch in den men's rooms in Cafés, Bars und Restaurants gehen viele Männer lieber ins Separee, um sich dort hinzustellen, als ein Pissoir zu benutzen. Woran liegt das? Sind das Herren, die sich genieren, in der Öffentlichkeit zu urinieren, in der sicheren Privatsphäre einer abschließbaren Box aber Mann genug sind, im Stehen ihre Männlichkeit zu beweisen?
Vor wenigen Tagen habe ich die Toilette einer kleinen Kaffeestube bei mir um die Ecke benutzt, die aus Platzmangel nur einen Raum für Männer bereitstellen: abschließbar, mit Klo und Pissoir. Direkt nebeneinander! Und was war? Die Brille war hochgeklappt und der Rand total versaut. Gibt es wirklich Männer, die zu dumm sind, ein Pissoir zu benutzen? Mich, der ich ohnehin meine Zweifel an der viel gerühmten Intelligenz des Menschen hege, macht das traurig. Wirklich.

>ped

Mittwoch, 16. Februar 2011

Warum dieser Blog?

Naja, es steht ja grob schon im ersten "Hallo"-Post.

Ich hab halt zu vielen Dingen - ungeachtet dessen, ob ich davon Ahnung habe oder nicht - Ideen, Gedanken und Ansichten, und die will ich gerne mit denen teilen, die es interessiert.
Ich werde also in erster Linie meine eigene Meinung von mir geben. Sollte ich in dem einen oder anderen Fall mal vergessen, explizit darauf hinzuweisen, bitte ich schon jetzt um Entschuldigung und erinnere daran, dass ich es hier ja bereits geschrieben habe.

Ich versuche, jede Woche mindestens 5 neue Posts zu schreiben. Da ich aber einen gewissen Anspruch an mich selber habe, was Inhalt und Humor angeht, ich andererseits aber nicht abschätzen kann, wie lange meine Kreativität dafür ausreicht, will ich hier mal vorerst nichts versprechen. ;-)

Es wird hier um Politik gehen, um Umweltschutz, um Volkswirtschaft, um Ideologien, Staatsbürgerschaft, Gesellschaftsmodelle etc., aber auch um zwischenmenschliches, Beziehungen, Familie, Umgang mit Nachbarn und Kollegen und um die Verantwortung, die damit verbunden ist.

Es wird nicht um mich gehen, nicht um meine Familie, Beziehungen, Freunde und Kollegen. Ich werde niemanden persönlich benennen, außer sie stehen im öffentlichen Leben. Und auch das wird nur selten vorkommen.
Das umfasst auch private Erlebnisse. Die werden hier kein Sprachrohr finden. Ich bitte alle Leser, das auch in ihren Kommentaren zu berücksichtigen.

So. Wer ein neues Thema aufwerfen will, kann das gerne hier in einen Kommentar schreiben. Sollte mir was lustiges oder interessantes dazu einfallen, mach ich nen neuen Post daraus.

Viel Spaß beim Lesen!

>ped

Sonntag Abend bei Anne Will

Ich besitze ja selber keinen Fernseher, und ich weiß sehr genau warum. Aber hin und wieder sitze ich bei Freunden und sehe mir, mal widerwillig, mal gerne, die ein oder andere Sendung an.
So kommt es, dass ich in letzter Zeit öfters mal die Talkshow von Anne Will mit erlebe.



Hier fällt mir immer wieder auf, das diese Sendung mit steter Regelmäßigkeit Themen zur Diskussion stellt, die von vornherein den vorgegebenen zeitlichen Rahmen völlig sprengen. Fast jedes Mal bleiben Fragen unbeantwortet und können - gerade gegen Ende der Sendung - haltlose Behauptungen in den Raum und in die Kamera geworfen werden, ohne dass noch eine Reaktion darauf möglich wäre.
Gerade weil ich so selten fernsehe, finde ich das schade. Ich erfahre ja nie, ob ein missinformierter Gesprächsteilnehmer vielleicht zu einer anderen Gelegenheit über seinen Irrtum aufgeklärt wurde.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle Frau von der Leyen auf ein paar Fehler in ihrer Argumentation hinweisen, die so knapp vor dem Ende der Sendung am 13. Februar nicht mehr vor der Kamera berichtigt werden konnten.

Sehr geehrte Frau von der Leyen, die Beschäftigungssituation in Deutschland ist nicht besser als in den letzten Jahren. Ihre Statistiken sind auch nicht besser gefälscht als damals. Tatsächlich sind die Statistiken der Beschäftigungszahlen sogar so schlecht gefälscht, dass jeder Laie sie durchschauen kann.
Sie wissen es vielleicht nicht, aber ALG-Empfänger werden von der ARGE "Maßnahmen" zugewiesen, in denen sie sich "qualifizieren" sollen. Alle Teilnehmer solcher Maßnahmen erhalten statt des ALG ein Übergangsgeld, womit sie nicht mehr in die ALG-Zahlen fallen. Somit beziehen sie weiterhin Leistungen vom Staat. "Beschäftigt" sind sie dadurch aber nur, weil man sie davon abhält, mit ihrer Zeit etwas vernünftiges anzufangen. Die Maßnahmen sind oftmals so sinnvolle Seminare wie sechswöchige Bewerbertrainings, die von Mitzwanzigern durchgeführt werden, die sich in ihrem Leben etwa zweimal um einen Job beworben haben, die aber niemals für Personal verantwortlich waren, um somit Erfahrung in der praktischen Auswertung von Bewerbungsschreiben oder von Vorstellungsgesprächen zu haben. Was sie wissen, wissen sie aus Büchern oder evtl. aus einem ähnlichen Kurs, wie der den sie leiten.
Die Inhalte dieser Maßnahmen sind oftmals überholt. Der zeitliche Rahmen ist - anders als bei Anne Will - völlig überzogen. Die Vermittlung der Inhalte ist nicht zweitrangig, sondern völlig nebensächlich, da jeder Teilnehmer ungeachtet seines Lernerfolges ohnehin das gleiche Zertifikat ausgestellt bekommt, damit die ARGE zufrieden ist und bis zu 4000,-€ pro Teilnehmer an das ausführende Institut zahlt.
Ich bin mir sicher, würden Sie alle Teilnehmer an Maßnahmen zu den Arbeitslosen zählen, veränderte sich ihre Statistik erschreckend.
Aber ganz ehrlich, Frau von der Leyen, selbst wenn ich mich irre, und die Statistiken zu Beschäftigten- und Arbeitslosenzahlen nicht gefälscht sind...
Wenn es wahr ist, dass wir weniger Arbeitslose haben, als zu jedem beliebigen Zeitpunkt in den letzten 30 Jahren (das haben Sie gesagt!), warum ist dann nicht genug Geld in den Kassen des Sozialstaates, um den Menschen zu helfen, die diesen Sozialstaat im Moment gerade brauchen? Vor 30 Jahren ging das ja auch. Sogar noch vor 20 Jahren, als ich selbst 2 Jahre lang arbeitslos war.
Ich bin natürlich kein Fachmann in solchen Dingen. Aber ich vermute mal, dass die Arbeitnehmer, die "Beschäftigten", um beim Terminus zu bleiben, damals im Schnitt so viel verdient haben, dass sie ausreichend in die Sozialkassen des Staates einzahlten, dass wir es uns einfach leisten konnten, Gestrauchelte aufzufangen.
Heute ist das nicht so. Obwohl wir ja weniger Arbeitslose haben, als in den 80ern.
Vielleicht ist es ja doch mal an der Zeit, über einen Mindestlohn nachzudenken.

Ich jedenfalls wünsche mir, in einem Staat leben zu können, der mir wieder auf die Füße hilft, wenns mir mal schlecht geht.

>ped

Dienstag, 15. Februar 2011

Hallo

Guten Abend allerseits.
Da ich ja schon seit geraumer Zeit unter dem Namen Pedant0815 in diversen Foren meinen mal mehr, mal weniger qualifizierten Senf zu diversen Themen gebe, habe ich mich jetzt endlich dazu durchgerungen, einen eigenen Blog zu schreiben.
Mir bietet das die Möglichkeit, meinen Senf auch dann zu einem Thema zu geben, wenn darüber gerade nicht in einem "meiner" Foren diskutiert wird.
Euch bietet es die Möglichkeit, direkt mit mir in Verbindung zu treten und mir eure Gedanken per eMail oder per Kommentar im Blog mitzuteilen.

Ich bitte um Höflichkeit und das Wahren allgemeiner Netiquette.

>ped